Kurden rechnen mit Massenflucht nach Deutschland

12. August 2016

Die Kurdische Gemeinde prophezeit Deutschland Hunderttausende Flüchtlinge aus der Türkei, wenn Erdogan seinen Kurs fortsetzt. Gülen-Anhänger: „Wer sich nicht anpasst, sitzt auf gepackten Koffern“.

Seit dem Militärputsch in der Türkei am 15. Juli geht die türkische Führung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan mit großer Härte gegen alle vor, die sie als Gegner betrachtet. Die Kurdische Gemeinde Deutschland hält deshalb eine Massenflucht für wahrscheinlich.

„Kurzfristig rechne ich mit Zehntausenden, mittelfristig mit einigen Hunderttausend Schutzsuchenden aus der Türkei in Deutschland, wenn das Erdogan-Regime die Minderheiten und die demokratische Opposition weiter bekämpft“, sagt der Verbandsvorsitzende Ali Toprak der „Welt“.

Schon vor der politischen Eskalation in der Türkei stellten deren Bürger die größte Gruppe der in Deutschland lebenden politisch Verfolgten: 11.386 der insgesamt 39.625 als asylberechtigt anerkannten Flüchtlinge stammten zum Stichtag 30. Juni aus dem asiatisch-europäischen Grenzland, wie das Bundesinnenministerium der „Welt“ mitteilte.

Asylberechtigt nach dem Grundgesetz sind nur politisch, also von staatlicher Seite, individuell Verfolgte. Also nicht vor Gewalt, Armut oder Perspektivlosigkeit Geflohene; so erhalten die meisten Syrer Flüchtlingsschutz nach der Genfer Konvention.

Offenbar beantragen wegen der Verschärfung der Lage in ihrer Heimat bereits deutlich mehr Türken Asyl in Deutschland. Im ersten Halbjahr stellten mit 1719 fast so viele wie im gesamten Vorjahr (1767) einen Antrag. Waren es im März noch 198, stieg die Zahl monatlich an – bis auf 485 im Juni, wie das Bundesamt für Migration (BAMF) der „Welt“ mitteilte.

Allerdings suchten auch viele Türken ohne Fluchtgrund in Deutschland Schutz. Das zeigt die geringe Anerkennungsquote. Lag sie im vergangenen Jahr immerhin bei rund 15 Prozent, sank sie zwischen Januar und Juni sogar auf unter sieben Prozent, wie der „Tagesspiegel“ vom BAMF erfuhr.

Der Behörde zufolge waren im vergangenen Jahr 81 und in diesem Jahr sogar 88 Prozent der türkischen Antragssteller Kurden; ihre Anerkennungsqote lag übrigens nicht über jener der ethnischen Türken.

Verbandschef Toprak sagte, innerhalb der Türkei seien bereits 500.000 Kurden auf der Flucht, weil die Armee bereits vor Monaten kurdische Hochburgen mit Strafaktionen überzogen und dem Erdboden gleichgemacht habe.

Jetzt, nach dem vereitelten Putsch und der harten Reaktion darauf, kämen noch säkulare und oppositionelle ethnische Türken hinzu. „Viele werden in Europa neu anfangen wollen, wenn sie in der Türkei weiter unterdrückt werden. Es kann nicht sein, dass ein Staat, der selbst Flüchtlinge aufnimmt, im eigenen Land Flüchtlinge produziert“, sagt Toprak, der CDU-Mitglied und Vertreter der Migranten im ZDF-Fernsehrat ist.

Der Kurden-Vertreter beklagte die gezielte Ansiedlung syrischer Araber in kurdischen, aber auch in alevitischen Städten, womit Erdogan den Ausreisedruck auf die verbliebenen Kurden erhöhen wolle. „Sie sind die letzte große Minderheit in der Türkei, die christlichen Armenier und Griechen wurden ja schon in den vergangenen 100 Jahren ausgerottet oder vertrieben“, sagte Toprak.

Der Verbandschef wünscht sich, dass die Bundesregierung sich „so scharf wie Österreich gegen Erdogan und seine Anhänger positioniert. Auch hier in Deutschland findet eine Hexenjagd gegen Erdogan-Kritiker statt, ich fühle mich in den letzten Monaten zum ersten Mal nicht mehr sicher in Deutschland“, sagte der Verbandsvorsitzende, der im Alter von drei Jahren aus Ankara nach Deutschland gekommen war.

Mit Blick auf einen EU-Beitritt der Türkei sagte Toprak: „Wer hier noch für die Aufrechterhaltung der Beitrittsgespräche plädiert, weil er ,die Demokraten im Land nicht alleinlassen‘ wolle, spielt mit seiner eigenen Glaubwürdigkeit und vor allem mit der Würde aller Demokraten. Sowohl in der Türkei als auch in der EU.“

Der deutsche Zweig der Gülen-Bewegung rechnet ebenfalls mit einem Neuanfang vieler Türken im Ausland. Der Vorsitzende Ercan Karakoyun sagte der „Welt“: „Mehr Türken werden Asyl in Deutschland suchen, vor allem Kurden und Oppositionelle.“ Die „Brandmarkung“ als Gülen-Anhänger vernichte Lehrern und anderen Akademikern die berufliche Existenz. „Wer sich nicht anpasst und Erdogan lobt, sitzt auf gepackten Koffern, übrigens auch die Kemalisten und Säkularen.“

Wie sich die Flucht aus der Türkei seit dem Putschversuch am 15. Juli entwickelt, können deutsche Behörden erst in einigen Wochen sagen; dann werden entsprechende Zahlen vorliegen. Das Bundesinnenministerium verwies auf Anfrage der „Welt“ darauf, dass die hohe Zahl von 11.386 türkischen Staatsangehörigen mit einer im Ausländerzentralregister (AZR) gespeicherten Asylanerkennung „im Wesentlichen historischen Ursprungs und nicht der aktuellen Situation geschuldet“ sei.

So bleibe im AZR der erlangte Flüchtlingsstatus so lange gespeichert, „bis er gegebenenfalls zurückgenommen wird oder die Person zum Beispiel ausreist, stirbt oder eingebürgert wird“, so der BMI-Sprecher.

Häufig vergessen wird, dass viele der etwa 3,5 Millionen Türkischstämmigen in Deutschland nicht als Gastarbeiter und über den Familiennachzug, sondern auch als Asylbewerber kamen. So zählte die Türkei durchgängig von 1986 bis 2011 zu den Hauptherkunftsländern von Asylsuchenden in Deutschland.

Laut Bundesinnenministerium stellten alleine von 1990 bis 2000 mehr als 200.000 Türken Asylanträge. Zwar wurden die meisten abgelehnt, doch viele abgelehnte türkische Bewerber blieben trotzdem da. So wurden etwa im ersten Halbjahr 2016 laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Linke-Anfrage nur 101 Türken in ihr Herkunftsland abgeschoben, zusätzlich reisten 348 abgelehnte türkische Asylbewerber freiwillig aus. Bevor die türkische Gesellschaft durch den Putschversuch und die harte Reaktion darauf erschüttert wurde – und viele neue Fluchtgründe entstanden.

Philipp Stierle

Aleppo

08. August 2016

Das ist eine Bewährungsprobe historischen Ausmaßes. Das Morden und Sterben in Aleppo wird live übertragen. Niemand soll sich später darauf berufen, er habe nichts von dem Schlachtfest mitbekommen.

Seit in Rio die Olympischen Spiele begonnen haben, scheint auch in Aleppo der olympische Frieden ausgebrochen zu sein. Zumindest hören wir nichts mehr von Kämpfen der „Regierungstruppen“ gegen die „Rebellen“, vom Elend der Menschen, die zwischen den Fronten in einer Falle sitzen, auch nichts von „humanitären Korridoren“, die angeblich oder tatsächlich eingerichtet werden, um Zivilisten die Flucht aus der belagerten Stadt zu ermöglichen.

Stattdessen fiebern wir der ersten deutschen Olympia-Medaille entgegen oder leiden mit den Pechvögeln, die es nicht auf das Treppchen geschafft haben. Man kann sich ja nicht gleichzeitig um alles kümmern, man muss Prioritäten setzen.

Aber sobald die Spiele vorbei sind, werden wir uns wieder auf unsere Werte besinnen und ein paar Überlebende des Blutbades von Aleppo mit „Refugees welcome!“-Rufen begrüßen.

Das sind wir uns und unserer Willkommenskultur schuldig. Denn wir stehen vor einer „Bewährungsprobe historischen Ausmaßes“. Was den Menschen in Aleppo bevorsteht, ist dagegen nur ein Tod auf Raten.

Ich weiß, wie zurückhaltend man mit historischen Vergleichen sein muss, obwohl man im Prinzip alles mit allem und jeden mit jedem vergleichen kann: Trump mit Hitler, eine Hühnerfarm mit einem KZ, die EU mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Auschwitz ist Geschichte, bis ins letzte Detail dokumentiert. Auschwitz kann und wird sich nicht wiederholen. Es wird der Sündenfall der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts bleiben. Aleppo aber ist Gegenwart. Das Morden und Sterben wird live übertragen. Keiner wird sagen können, das Schlachtfest habe unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden.

Niemand soll sich später darauf berufen, er habe nichts mitbekommen oder es sei unmöglich gewesen, das Geschehen mit militärischen Mitteln zu stoppen, so als wäre die Nato ein Traditionsverein, der Trachtenkapellen zu Volksfesten entsendet.

Anders als beim Kampf um Kobanê im Grenzgebiet zur Türkei, welches seit Februar 2015 dank dem unermüdlichen und tapferen Einsatz einer Koalition unter Führung der kurdischen YPG vom IS befreit ist, überlässt die Welt, welche damals ihren solidarischen Bekundungen tatsächlich Taten folgen lies, Aleppo sich selbst.

Es wird viel gesprochen dieser Tage, viel Mitleid zum Ausdruck gebracht und eifrig darüber diskutiert, wer denn nun die Verantwortlichen für die Situation sein mögen. Doch während die Verantwortlichen weiter nach passenden Worten suchen und sich ihrer Verantwortung, Taten folgen zu lassen, weiter entziehen, geht das Sterben in Syrien weiter.

Kann oder will man seinen Worten keine Taten folgen lassen, ist es besser zu Schweigen.

Las tropas de El Asad avanzan en la recuperación de Alepo

Julio 2016

En Alepo, la que fuera la mayor urbe y corazón económico de la Siria de preguerra, rebeldes y leales al régimen de Bachar el Asad concentran sus efectivos en la gran batalla que, según los expertos, habrá de dictar un revés decisivo en el curso de la guerra. El epicentro de la batalla se localizaba este miércoles en Ramouseh, al sur de Alepo que lleva más de cuatro años dividida entre ambos bandos, y llave para sellar o abrir el cerco que las tropas regulares sirias mantienen sobre los insurrectos.

“En cuanto nos hagamos con Alepo cerraremos una ruta vital para el avituallamiento de los terroristas hacia Turquía”, valora optimista en una conversación desde Damasco el General Samir Suleimán, portavoz del Ejército regular sirio. “Después, tan sólo les quedarán las rutas que van desde Idlib [capital de provincia rebelde al noroeste de Siria] a Turquía”, apostilla. Más allá del peso estratégico que supone Alepo en una guerra que entra en su sexto año y se ha cobrado más de 290.000 vidas, la toma de ciudad implicaría para Damasco la recuperación de la última urbe de peso disputada por los rebeldes, y por lo tanto un soplo para la moral de sus tropas.

Las uniformados del Ejército regular sirio, que cuentan con el respaldo aéreo ruso, lograban imponerse en las últimas 72 horas en el terreno. Cercados y perdiendo territorio, los diferentes grupos insurrectos han reforzado un frente único desde Alepo a Homs en el que luchan codo a codo desde moderados del Ejército Libre Sirio (ELS), con islamistas de Ahrar el Sham y yihadistas del rebautizado Jabhat Fatá al Sham (antigua rama local de Al Qaeda). “No nos queda más opción que aceptar toda la ayuda que nos ofrezcan. Al fin y al cabo, en la coyuntura actual el régimen es el enemigo prioritario a derrocar”, dice en referencia a la antigua filial de Al Qaeda y desde Turquía Osama Teljo, miembro del Consejo Local del ELS en Alepo.

Desde 2012, una línea de sacos de arena y trincheras parte Alepo en dos dividiendo el este rebelde, donde se estiman habitan unos 300,000 civiles, del oeste leal, donde permanecen medio millón de personas. El pasado mes de junio, las tropas de Bachar el Asad, junto con las milicia aliadas, lograron sellar la ruta de Castello, al noroeste de la ciudad y última vía de entrada o salida para tanto civiles como milicianos de la franja rebelde. Cuatro años atrás, los tornos se invertían con los rebeles haciéndose con la ruta de Janaser, al sur de la ciudad, y sellando la Alepo leal.

Los activistas de la franja insurrecta han advertido que la creciente escasez de víveres, material médico y de combustible podría desatar una nueva crisis humanitaria en un país donde según Naciones Unidas más de medio millón de civiles se encuentran cercados por uno u otro bando. Moscú anunció esta semana la apertura de hasta cinco corredores humanitarios. “Hemos atendido a unas 250 personas en los últimos días y hoy han salido otra veintena”, aseguraba al teléfono desde el sur de Alepo el oficial del ejército sirio Rami T. Sin embargo, portavoces del ELS aseveran que tan solo una veintena de familias han optado por huir, mientras que el resto desconfían de los soldados regulares.

Con el recrudecimiento de los combates llegaba el de los bombardeos de las aviaciones leales que han dejando decenas de muertos, siendo el último un niño de tres años sepultado entre los escombros de su hogar este miércoles. Los rebeldes han recurrido a la quema masiva de neumáticos para crear columnas de humo sobre la ciudad que dificulten la visibilidad de los pilotos. Igualmente, han intensificado la lluvia de morteros sobre la Alepo leal que en las últimas 48 horas ha matado a unos 30 civiles, entre ellos varios niños, según el recuento del Observatorio Sirio para los Derechos Humanos.

Philipp Stierle

Marokko bittet Spanien um weitere finanzielle Unterstützung im Kampf gegen Flüchtlingsströme

09. Mai 2015

Die seit Jahresbeginn steigende Anzahl an massiven Flüchtlingsaufkommen im Grenzgebiet zwischen Marokko und den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla, wurde vergangene Woche in einem ersten offiziellen Statement der Marokkanischen Regierung auf die seit Januar 2014 stattfindende Verstärkung der Küstenaufklärung zurückgeführt. Die kriminellen Banden, die den Flüchtlingen bei ihrem Versuch, europäischen Boden zu erreichen, helfen, konzentrierten sich demnach darauf, auf dem Landweg die Einschleusung nach Europa zu vollziehen. Der Fokus der Schleuser sei somit auf die als „Außenposten der EU“ angesehenen autonomen Städte Ceuta und Melilla gerichtet.

Dass die verstärkte Küstenaufklärung die seit der Jahreswende stattfindet den Druck auf die spanischen Enklaven mitunter dramatisch erhöht hat, zeigen die zunehmenden Überlaufversuche und Erstürmungen der Grenzzäune. Die Zahl der illegalen Einwanderer die über Marokko den Weg nach Spanien gefunden haben, übersteigt in den ersten drei Monaten diesen Jahres bereits die Zahl derer, die es in den vorangegangenen zwölf Monaten geschafft haben. Die marokkanischen Behörden äußern sich wie folgt zu den aktuellen Vorfällen an der spanischen Grenze: „Durch seine geographische Lage und der Nähe zu Spanien, stellt das Königreich Marokko ein geeignetes Ziel für Schieberbanden dar, die die Präsidien ( wie die Regierung in Marokko Ceuta und Melilla bezeichnet) für die Flüchtlinge als Sprungbrett nach kontinental- Europa nutzen. Die verstärkte Küstenaufklärung zwingt die Banden sich für die Infiltrierung über Land zu entscheiden“. Von diesem Standpunkt ausgehend, zeigt sich die marokkanische Regierung in besonderen Maße daran interessiert zwei Kernpunkte zu dieser Krise zu äußern: sie tut alles in ihrer Macht stehende und sie hat nicht nur nicht die Bemühungen verringert, sondern sie im Gegenteil noch erhöht. Zudem zeigt man sich in Rabat im besonderen Maße über die gute bilaterale Zusammenarbeit mit der spanischen Regierung erfreut.

Weiterhin unterstreichen die Behörden in Rabat dass „die Regierung die Aufklärung im Kampf gegen die illegale Einwanderung zu Lande, zu Wasser und in der Luft weiter verstärkt. Die Bemühungen zeigen bereits erste große Erfolge. Besonders hervorzuheben ist die Zahl der Migranten die über Marokko den Weg nach Spanien gefunden haben, die um 92% zurückgegangen ist“.

Bezüglich des seit Monaten bestehenden Problems dessen sich Ceuta und Melilla, welche die marokkanische Regierung als historischen Teil ihres Staatsgebiets beansprucht, ausgesetzt sehen, heißt es, dass in enger Abstimmung mit den spanischen Behörden an zahlreichen Maßnahmen gearbeitet wird. Unter anderem werden folgende genannt: gemeinsame Patrouillen der Königlichen- Marokkanischen Gendarmerie und der spanischen Guardia Civil zu Lande, zu Wasser und in der Luft; Austausch von Verbindungsoffizieren, u.a. an den Flughäfen von Casablanca und Madrid; zwei gemeinsame Polizeidienststellen, in Tanger und Algeciras; sowie die Zusammenstellung eines gemeinsamen Corps, bestehend aus Mitgliedern des marokkanischen Nationalen Sicherheitsrats und der spanischen Policía Nacional, zur Abwehr illegaler Einwanderer.

Die Regierung unter König Mohamed VI sieht die enge und vertrauliche Zusammenarbeit mit dem nördlichen Nachbarn als ein Meilenstein in der Geschichte beider Staaten an und möchte auch in Zukunft an diesen Beziehungen festhalten und sie weiter ausbauen. Bereits in den kommenden Wochen wird die nächste Tagung des bilateralen Komitees über weitere Maßnahmen beraten. Spaniens Innenminister, Jorge Fernández Díaz , forderte unterdessen angesichts eines Vorfalls aus dem vergangenen Februar, bei dem 15 Flüchtlinge vor der Küste ertranken, den betroffenen Küstenabschnitt zu verbessern und vor allem Artikel 11 aus dem bilateralen Vertrag von 1992 konsequenter und geordneter anzuwenden, um die Rückführungen von illegalen Flüchtlingen auf spanischem Boden zu erleichtern und zu beschleunigen.

Marokko zeigt sich angesichts der Forderungen aus Madrid kooperativ, beansprucht jedoch mehr Zeit für deren Umsetzung. Unterdessen äußert man sich positiv über den Verlauf der Ausbauarbeiten im Grenzgebiet zu Ceuta: „Im Rahmen der modernisierungs- und Ausbauarbeiten von Bab Sebta (Ceuta), die im vergangenen März aufgenommen wurden, liegt der Fokus vor allem auf den neu errichteten Korridoren, die in verschiedene Kategorien gegliedert werden. Ziel ist es, die Arbeitsmaßnahmen auf beiden Seiten der Grenze gemeinsam fertig zu stellen, um eine optimale Wirkung zu erzielen“. Äußerungen aus Rabat zu den Rückführungen illegaler Einwanderer aus Spanien werden jedoch zunehmend kritischer: „anzumerken gilt, dass im Rahmen der guten Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien, das Königreich Marokko seine vertraglich festgelegten Aufgaben im Bereich der unmittelbaren Rückführung illegaler Migranten, stets nachgekommen ist. Auf der anderen Seite, finden wir Vorhaben aus Artikel 11 die nicht umgesetzt wurden. Dabei handelt es sich um die technische und finanzielle Unterstützung zugunsten des Königreich Marokko“. Zusammengefasst bedeutet dies, dass Rabat weitere Fördermittel aus Madrid und Brüssel beansprucht um die laufenden Kosten decken zu können.

Für weitere Polemik sorgte in den vergangenen Monaten die Aussage über die tatsächliche Anzahl illegaler Migranten die sich derzeit auf marokkanischem Territorium aufhalten. Der marokkanische Minister für auswärtige Angelegenheiten spricht hierbei von rund 40.000 Menschen, die jederzeit bereit sind, die Grenzen zu überrennen. Die spanischen Behörden reagierten auf diese Aussage mit großer Skepsis und gehen von einer deutlich geringeren Zahl aus. Marokko beharrt weiterhin auf diesen Berechnungen, räumt allerdings Schwankungen ein. Demnach belaufe sich die Zahl auf 25.000 bis 40.000 Flüchtlingen. Diese Zahlen sein zu erklären, indem man die Anzahl in Marokko legal angekommener Migranten zähle, die an Flughäfen und Häfen das Land erreicht hätten, es jedoch nicht mehr verlassen hätten, sowie auf Berechnungen, die verschiedene Menschenrechtsorganisationen lieferten, so die marokkanischen Behörden.

von Philipp Matthieu Stierle, aus Beiträge zur europäischen Flüchtlingspolitik

Steigende Migrantenströme veranlassen Ceuta und Melilla die EU um Hilfe zu bitten

07. April 2015

Die Präsidenten von Ceuta, Juan Jesús Vivas, und Melilla, Juan José Imbroda, vereinbarten am vergangenen Donnerstag (27. März) angesichts der zunehmenden Migrantenströme unter der beide autonomen spanischen Enklaven leiden, die EU um Hilfe zu bitten. Die Migration stelle kein isoliertes Problem Ceutas und Melillas dar, sondern handle sich um ein europäisches Problem, so Imbroda.

Nur wenige Stunden vor dem Treffen beider Präsidenten in Melilla, unternahmen erneut über 1000 Flüchtlinge aus der Subsahara den Versuch, sich den Grenzen der Enklave zu nähern, was jedoch von den marokkanischen Grenzposten verhindert werden konnte.

Ambrosio Martín Villaseñor, Chef der Guardia Civil, traf am Grenzpunkt Beni Enzar, an dem der Versuch des Überlaufs unternommen wurde, mit den Präsidenten zusammen, um ihnen den Vorfall zu schildern. Weitere 2000 Migranten sollen sich laut Martín Villaseñor unweit der Grenze Melillas, am Gurugú- Hügel, bereit zur Erstürmung der Grenze befinden.

Vivas und Imbroda fordern angesichts der bestehenden Zustände ein schnelles und konsequentes Eingreifen der Zentralregierung in Madrid, die eine Revision sowie eine Anpassung der aktuellen Gesetzgebung beinhalten soll. Im Vordergrund steht hierbei das Vorhaben, die Rückführungen der illegalen Flüchtlinge von Spanien nach Marokko zu erleichtern.

Beide bekräftigten erneut ihren Rückhalt gegenüber den Grenztruppen von Guardia Civil und Policía Nacional, die ihre Arbeit unter erschwerten Bedingungen und großem Druck ausüben müssten. Dennoch bleibt der Fokus der Öffentlichkeit nach den jüngsten Vorfällen auf die Arbeit der Schutztruppen gerichtet. Am 6. Februar kam es in Ceuta zu einer erneuten Tragödie, bei der 15 Migranten die über Wasser versuchten Spanischen Boden zu erreichen, den Tod fanden.

Vivas forderte zudem, die Aufnahme von Flüchtlingen aus Ceuta und Melilla auf das spanische Festland zu erleichtern, um die bestehenden Missstände in den mit Migranten überfüllten Flüchtlingslagern (CETI) zu beheben und die Auslastung an die Kapazitäten anzupassen. Ein Ausbau der Lager wird von beiden Enklaven mit der Begründung abgelehnt, die Migranten wollten ohnehin nicht in Ceuta oder Melilla bleiben, sondern hätten das spanische Festland oder ein anderes europäisches Land als Ziel. Vivas hub weiterhin die besondere Rolle hervor, die beide Städte im Norden Marokkos hinsichtlich der europäischen Flüchtlingspolitik innehätten. Beide Städte sein als ein Musterbeispiel an Mitgefühl und Menschlichkeit zu betrachten.

Die Politik die zur Entlastung der Lager, allen voran jenes in Melilla, deren Anzahl an Insassen um das Vierfache die bestehenden Kapazitäten übersteigt, beitragen soll, hatte bereits erste Verlegungen von Migranten auf das spanische Festland zur Folge. Bisher fanden zwei dieser Transporte, mit jeweils 60 Flüchtlingen, statt.

Regierungsvertreter haben bereits weitere Vorkehrungen getroffen, Alternativen zu den CETI zu organisieren, die bei einer erneuten massiven Flüchtlingswelle als provisorische Auffanglager dienen sollen. Unter anderem soll eine ehemalige Kaserne zu diesen Zwecken bereitgestellt werden.

 

Von Philipp Matthieu Stierle, aus Beiträge zur europäischen Flüchtlingspolitik